Kein Herz für langsamere LäuferInnen?!

 

Angetreten war ich in Karlsruhe mit Star-T-Nummer 12, um einen schönen Lauf zu erleben und meine letztwöchige Scharte von Münster in meinem Kopf auszumerzen. Zweiteres ist mir prima gelungen, aber der Lauf an sich war wohl der unschönste Marathon meiner zugegebenermaßen noch jungen „Karriere“ (aber immerhin der 6. war’s doch schon). Die Strecke führt fast ausschließlich durch Industrie- und Wohngebiete, der mit Abstand schönste Abschnitt, ein Waldstück, befindet sich auf der ersten Schleife, die wir noch mit den Halbmarathonis teilten. Auf der zweiten Runde stehen fast nur noch Industriegebiete an – und eine 3 km-Wendeschleife zwischen km 33 und 39, die durch freies Feld und ein kleines Waldstück in einen Karlsruher Stadtteil und zurück führt. Ich habe mir anschließend erzählen lassen, daß Karlsruhe eigentlich eine sehr schöne alte Stadt sei, die auch ihre Sehenswürdigkeiten hat – gesehen davon hat man unterwegs nichts, wenn man mal von dem Fernblick auf den Turmberg absieht. Die Zuschauer erhalten von mir die Note „mangelhaft“ – ich glaube, in Münster letzte Woche kamen auf zwei km ungefähr so viele Zuschauer wie in Karlsruhe auf 42. Und die wenigen, die zu sehen waren, standen oft mit verschränkten Armen bewegungslos an der Strecke. Allerdings haben mir Bekannte, die 2:50 h und 3:14 h gelaufen sind, versichert, bei ihnen da vorne hätten sie wirklich noch gejubelt. Ok, wer (zu) spät kommt, den bestraft das Leben mit leblosen Zuschauern. Hervorzuheben ist eine m.E. privat organisierte Trommeltruppe, die ich unterwegs zwei Mal erleben und genießen durfte. Zu den vom Veranstalter organisierten Musikmachern gehörte auch ein Frauen-Sax-Quartett, denen ich 3x begegnete, die Mädels bewegten sich auf und mit einem LKW durch die Stadt. Und ihnen zuzuhören war Hörgenuß pur! Leider hatte ich denn doch keine Zeit, stehenzubleiben...

 

Auf der Wendepunktstrecke wurde es wieder zusehends voller, hier teilten wir uns nämlich die Strecke mit den HM-Walkern, deren Start bei unserer HM-Marke lag und die später gestartet waren, so daß wieder mehr Menschen unterwegs waren. Die Walker waren manchmal von den gehenden Marathonis nur durch ihr grünes W auf der Startnummer zu unterscheiden. Bis ich bei km 33 auf die Wendestrecke kam, hatte die Sonne schon eine ganze Zeitlang kräftig zugeschlagen und ich suchte wieder jeden cm Schatten auf, den ich finden konnte. Inzwischen war ich auch heftig durstig und es war gut, daß zwischen den offiziellen Verpflegungspunkten, die nur alle 5 km aufgebaut sind, auch noch privat organisierte Wasserstellen auf uns warteten. 100 m vorm Wendepunkt dann der große Schock: der offizielle Verpflegungspunkt war weitestgehend verwaist: kein Wasser, kein Iso, nur noch spärliche Apfelsaft- und Bananenreste. Und statt, wie inzwischen oft üblich, zu improvisieren, wenn das Wasser knapp wird, haben es die Helfer hier vorgezogen, einfach das Weite zu suchen und die leeren Verpflegungstische stehen zu lassen. Das finde ich, gelinde gesagt, einen ganz schönen Hammer. Einziger Lichtblick an dieser Stelle, die Band, die vor einer Kneipe spielte und als ich vorbeikam, gerade YMCA aus dem Repertoire zauberte. Sie machten wirklich gute Stimmung, wenn sich auch hier kaum Zuschauer blicken ließen. Eine halbe Stunde vor mir war die V-Stelle wohl noch normal besetzt, das hilft aber denen, die hinten laufen, wenig.

 

Auf dem Weg ins Ziel kam ich ein zweites Mal am Vanman vorbei, der sich vom Dach seines Vans aus noch mit mir unterhielt – es ist immer wieder schön, wenn Jochen bei km 40 steht, mich baut das immer noch mal auf. Außerdem kam ich leider an insgesamt 3 Krankenwagen vorbei, die hinter mir Laufende auf der Trage aus dem Feld entfernten. Im Ziel angekommen, mußte ich feststellen, daß auch hier die Getränke weitestgehend ausgegangen waren. Außer Wasser und Bier war nichts mehr zu bekommen. Und das nennt sich dann „Runners Heaven“. Unter himmlischer Versorgung stelle ich mir etwas anderes vor – und aus Unterhaltungen weiß ich, daß die übrigen Getränke sich wohl schon eine gute halbe Stunde vor meiner Ankunft dem Ende zuneigten – immer wohlgemerkt: bei einem Zielschluß von 5:30 h. Essen (Laugenbrezel, Äpfel, Bananen) gab es bis zum Schluß reichlich, aber Hunger ist bei einem Zieleinlauf nach 42 km eigentlich in der Regel nicht das vorherrschende Problem.

 

Die Duschen waren groß und leer – und nur noch laulauwarm. Aber das war wohl von Anfang an so, die Wassertemperatur war gerade noch erträglich und die Salzkruste ging auch so runter.

 

Die Altersklassensiegerehrung muß sehr schön gewesen sein: familiär und mit Sektempfang hinter verschlossenen Türen. Da ich das Auto an der Europahalle geparkt hatte, mußten wir die Kleiderbeutelabgabe, von der ich mir habe erzählen lassen, daß sich dort ein einziges Chaos durch viel zu wenig Platz und nur eine einzige Schlange bildete, nicht in Anspruch nehmen mußte.

 

Zum guten Schluß nutzten wir das schöne Wetter und setzten uns noch auf die Tribüne in die Sonne, um mit Lauffreunden aus vielen Teilen Deutschlands den Tag bei Kuchen, Bier und anderen flüssigen Nahrungsmitteln rumdümpelnd und nett plaudernd ausklingen zu lassen.

 

Die Ergebnisse gibt's bei www.championchip.de

Medaille - Scan von Michael Krüger. Danke ;-)

sieht doch ganz fit aus